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Blut verbindet alle

Blutskandal

In den 70er und 80er Jahren sind ca. 4.500 Hämophile (Bluter) in den neuen und alten Bundesländern durch verunreinigte, nicht virusinaktivierte Gerinnungspräparate mit HIV und/oder Hepatitis C-Viren (HCV) infiziert worden.

Faktorpräparate konnten bis in die 90er Jahre ausschließlich aus menschlichem Blut bzw. Plasmaspenden gewonnen werden (seit 1993 stehen in Deutschland auch gentechnisch hergestellte Präparate zur Verfügung). Bis 1985 wurden hierbei zu 90 Prozent Spenden verwendet, die in den USA zum großen Teil von bezahlten Spendern aus epidemiologisch bedenklichen Regionen (so genannten „hot spots“) gesammelt worden waren. Dadurch bestand die Gefahr, dass mit dem Blut oder Plasma auch Viren, wie zum Beispiel das Hepatitis C- und das HI-Virus, mit „gespendet“ wurden.

Seit Ende der 70er Jahre bestand die Möglichkeit, Gerinnungsfaktoren mit Wärme oder dem Zusatz von chemischen Verbindungen zu behandeln, um noch vorhandene Viren abzutöten (Virusinaktivierung). Die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen sind jedoch bis Mitte der 80er Jahre sträflich und wider besseren Wissens von Seiten der Pharmazeutischen Industrie und des damaligen Bundesgesundheitsamtes vernachlässigt worden, mit der Folge, dass sich Tausende von Blutern mit Hepatitis C-, Hepatitis B- und HI-Viren infiziert haben. In der ehemaligen DDR sind Hämophile noch bis zur Wende mit nicht virusinaktivierten Gerinnungsfaktoren behandelt worden. Der „Blutskandal“ hat unzählige Todesopfer gefordert.

Für die HIV-Infizierten wurde 1995 die Stiftung Humanitäre Hilfe für durch Blutprodukte HIV-infizierte Personen ins Leben gerufen, die an die Betroffenen monatliche Zahlungen leistet. Nach zähem Kampf konnte im Jahr 2017 durch eine Gesetzesänderung erreicht werden, dass nun eine lebenslange Garantie für den Erhalt der Leistungen besteht und dass künftig eine Dynamisierung der Leistungen erfolgt.

Lesen Sie hierzu die folgenden Beiträge:

Seit vielen Jahren kämpft die DHG für eine finanzielle Entschädigung für die HCV-infizierten Opfer des Blutskandals. Aufgrund der Tatsache, dass die HIV-Infektionen und die HCV-Infektionen auf derselben Ursache beruhen, nämlich der mangelnden Virussicherheit der Präparate, verursacht durch schwerwiegende Versäumnisse und Nachlässigkeiten der Aufsichtsbehörden bei der Bekämpfung der Hepatitisgefahren, ist nicht nachvollziehbar, warum die Bundesregierung bisher der von HCV-Infektionen betroffenen Personengruppe eine humanitäre Hilfe verweigert.

Uns geht es um den humanitären Umgang des Staates mit den Bürgerinnen und Bürgern, die unverschuldet Opfer von behördlichen Schlampereien und Versäumnissen aller für die Präparatesicherheit Verantwortlichen geworden sind.

Uns geht es um Gerechtigkeit, um Glaubwürdigkeit von Politik und um Verantwortung, zu der sich zahlreiche andere Länder – darunter Frankreich, Großbritannien, Italien, Irland, Kanada, Schweden, Spanien, Ungarn und sogar „ärmere“ Länder wie Iran – längst bekannt haben.

Die DHG fordert daher die Bundesrepublik Deutschland dazu auf, ihre dramatischen Versäumnisse endlich einzugestehen und für die noch lebenden Betroffenen eine entsprechende finanzielle Entschädigung auf den Weg zu bringen, die ihnen wenigstens das verbleibende Leben erleichtert und erträglicher gestaltet.

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